(Wilhelm von Humboldt)
Das Thema „Sprache“ und „Sprachentwicklung“ beschäftigt alle Eltern früher oder später einmal. Und im Bezug auf diesen Bildungsbereich stellen sich automatisch eine Menge Fragen:
Wie lernen unsere Kinder Sprache, wie kann ich mein Kind in der Sprache optimal fördern, wie wichtig ist das Vorlesen und was kann ich tun, wenn mein Kind ein “late talker” ist?
In den ersten Lebensjahren lernen die Kinder den Gebrauch von Sprache. Dabei durchläuft das Kind bestimmte Phasen der Sprachentwicklung (https://www.logopaedie-praxis-hannover.de/sprachentwicklung-ein-ueberblick/).
Ein guter Spracherwerb ist ein Zusammenspiel aus Biologie und Umwelt. Bestimmte Voraussetzungen, wie intakte Sinneswahrnehmungen, motorische Fähigkeiten und die geistige Entwicklung, muss das Baby mitbringen um reibungslos sprechen lernen zu können. Damit sich dieses Potential entfalten kann, braucht unser Kind den Austausch mit der Umwelt. Und da kommen wir, als Eltern, ins Spiel, denn wir spielen eine wichtige Rolle in der Sprachentwicklung der Kinder.
Schon im Mutterleib beginnt die Sprachentwicklung. Das Baby kann die Stimme der Mutter im Vergleich zu anderen Stimmen unterscheiden und erkennt die Laute und Betonungsmuster unserer Sprache. Im ersten Lebensjahr werden die Grundlagen des Spracherwerbs gelegt. Dies geschieht zum Beispiel durch Nachahmung, weshalb es unabdingbar ist, Abläufe und alltägliche Handlungen sprachlich zu begleiten und die Umgebung des Kindes zu benennen. Eine gute Alltagssituation um die eigene Handlung zu benennen, ist zum Beispiel das tägliche Wickeln: Erkläre deinem Kind was du gerade tust, wie es sich für das Kind anfühlt oder was es wahrnimmt. Babys kommunizieren mit uns anfangs vor allem über die Körpersprache. Es ist wichtig, diese Kommunikation zu erkennen und aufzugreifen indem wir z.B. das Verhalten des Babys spiegeln und sprachlich erweitern.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist das Vorlesen von Büchern. 10-15 min tägliches Vorlesen haben einen positiven Effekt auf die kindliche Sprachentwicklung. Diese 10-15 Minuten können Eltern zum Beispiel als Ritual vor dem Schlafen gehen einführen. Das Vorlesen hat nicht nur einen positiven Effekt auf die Sprache, sondern stärkt auch die Verbindung zwischen Eltern und Kind, schafft durch ein tägliches Ritual Sicherheit und fördert die Konzentration und Merkfähigkeit der Kinder.
Je früher man den Kindern vorliest und Bücher anschaut, desto früher wächst das Interesse der Kinder am lesen. Wichtig beim Vorlesen ist, dass die Interessen des Kindes mit einbezogen werden. Welche Themen erwecken großes Interesse bei meinem Kind?
Wichtig ist auch, dass die Bücher altersentsprechend und nicht zu komplex sind. Gerade im Kleinkind-Alter sollten die Seiten sehr übersichtlich sein und nicht zu viel Text beinhalten. Bilderbücher sind grundsätzlich im Zeitraum von 0-2 Jahren sehr geeignet.
Bücher-Tipps
Auch durch Lieder und Reime kann man die Kinder zum Sprechen animieren und ihren Wortschatz erweitern. Das besondere an Mitmachliedern ist die Kombination von Text und Bewegung. Gefühle und Inhalte der Songs werden miteinander verbunden. Das trainiert zum einen das Reaktionsvermögen und die Aufmerksamkeit, da man aufpassen muss was als Nächstes kommt. Zum anderen schult es die eigene Körperwahrnehmung und die Sprachentwicklung.
Deshalb sind Bewegungslieder im Besonderen auch für Kinder geeignet, um Sprache leichter zu erlernen und zu verstehen. Ebenso eignen sie sich von Anfang an für kleinere Kinder, um ihrem Wortschatz und das Sprachverständnis zu erweitern.
Und was ist, wenn der Spracherwerb verlangsamt ist?
Der Grund für eine Sprachverzögerung ist nicht immer direkt ersichtlich. Kinder lernen unterschiedlich schnell und ganz individuell. Vor allem der Meilenstein der ersten Wörter ist sehr variabel und kann von Kind zu Kind sehr unterschiedlich sein. Eine gute Orientierung, ist die 50-Wort-Grenze um den 2. Geburtstag des Kindes. Die 50- Wort-Grenze ist ein grober Richtwert, dass ein Kind spätestens bis zum zweiten Lebensjahr einen aktiven Wortschatz von 50 verschiedenen Wörtern haben sollte. Bei Unsicherheiten ist es wichtig, dem eigenen Instinkt zu vertrauen und auf das Bauchgefühl zu hören. Sorgen und Unsicherheiten sollten immer beim Kinderarzt angesprochen und abgeklärt werden.
In unseren drei Familiencafé bekommt ihr weitere Anregungen und könnt gerne Unsicherheiten mit uns besprechen.