Das Kinder- und Jugendtelefon Düsseldorf feiert seinen 30sten

Theater, Infos, Gespräche und eine Geburtstagstorte

30 Jahre Kinder- und Jugendtelefon in Düsseldorf. Viele Aktive, Förderer und Gäste waren gekommen, um dieses Ereignis mit dem Kinderschutzbund Düsseldorf e.V. zu feiern. Die Jubiläumstagung war dabei ebenso Anlass für Rückblick als auch Ausblick auf kommende Aufgaben.

„Ich wünsche mir für die Zukunft, einen guten Job und eine gesunde Familie und dass alle die gleichen Rechte haben“, so Schüler und Schülerinnen der Dieter-Forte-Gesamtschule, die zur Eröffnung der Jubiläumsveranstaltung des Kinderschutzbundes Düsseldorf e.V. in einem Video auf der Leinwand zu sehen und zu hören waren. Für das Kinder- und Jugendtelefon Düsseldorf, das im Bürgerhaus Bilk seinen 30sten Geburtstag feierte eine Selbstverständlichkeit, dass man erst einmal den Jugendlichen zuhört. So, wie es die mehr als 50 Ehrenamtlichen jeden Wochentag von 14.00 bis 20.00 Uhr und inzwischen auch Jugendliche jeden Samstag am Telefon tun.

Ebenso erfreulich war aber auch, dass viele der Gratulanten aus ganz NRW nicht mit leeren Händen kamen. So überreichte Holger Diekneite für die IKEA Stiftung einen Scheck von 25.000 Euro und auch ein Vertreter der Lions Oberkassel sicherte weitere Unterstützung zu. Denn „auch das will ich gleich zu Anfang sagen, ohne finanzielle Unterstützung ist die Arbeit der 50 ehrenamtlichen Mitarbeitenden nicht machbar“, so Hauke Duckwitz, Vorsitzender des Kinderschutzbundes Düsseldorf e.V., der durch die gesamte Veranstaltung führte. Wichtig für die Arbeit ist zudem auch die Kooperation mit der Stadt, für die Daniela Schmitt, die seit einem Jahr den Kinderschutzdienst Düsseldorf aufbaut, als Gratulantin gekommen war. „Ich möchte mich herzlich für das Engagement bedanken“ und, so ihr Angebot, lassen Sie uns immer wieder „gemeinsam schauen, welche Bedarfe Kinder und Jugendliche haben“.
Unterstützung brauchen sie derzeit unter anderem dabei, sich in der Pubertät ein wohlwollendes Verhältnis zum eigenen Körper zu entwickeln und nicht dem permanent wachsenden Druck der sozialen Medien zu erliegen. Hier ist „Bodypositivity“ ein neues Konzept, um Jugendliche stark zu machen. Die Tagung startete deshalb durch mit dem Theaterstück „Ich bin wie ich bin“, das der Kinderschutzbund Düsseldorf e.V. zusammen mit der Regisseurin Marlene Hildebrand und der Partnerschule Hulda-Pankok-Gesamtschule als Klassenzimmerstück entwickelt hat. In einem anschließenden Interview betonte die Regisseurin: „Jugendliche sind permanent Medien ausgesetzt, die ihnen vorgaukeln, dass sie anders sein müssen. Wir wollen Alternativen aufzeigen, aufzeigen, dass der Körper nicht nur fürs Aussehen da ist, sondern man viele schöne Dinge damit machen kann“.
Diesem lebendigen Einstieg folgte ein Vortrag von Dr. Jörg Habich, Geschäftsführer Liz Mohn Center der Bertelsmann Stiftung, zur praktisch noch druckfrischen Jugendstudie „Was bewegt Jugendliche in Deutschland“. Dazu waren 500 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren zu ihren Erwartungen an die Zukunft befragt worden. Das erfreulichste Ergebnis dabei: „Für 85 Prozent der jungen Menschen ist es wichtig, Verantwortung zu übernehmen und 73 Prozent möchten einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, in der sie leben“, so Dr. Jörg Habich. Die Jugendlichen kritisierten aber auch das Desinteresse der Politik an ihren Meinungen und Einstellungen. 64 Prozent von ihnen stimmten der Aussage zu, dass Politiker*innen die Meinung junger Menschen nicht ernst nähmen. Bedenklich stimmt auch, dass Klimawandel und Krieg bei mehr als der Hälfte der Jugendlichen Angst, Sorgen und Trauer auslösen und „dies vor allem bei Mädchen zu mehr Depressionen, Perspektivlosigkeit und Lähmung“ führt, so Dr. Habich, der immer wieder betonte: „Es sind die Mädchen, für die wir mehr Sorge tragen müssen.“ Dies gilt zunehmend auch in Bezug auf Diskriminierung und Cybermobbing.
Zum Schluss der Tagung gratulierte Ansgar Sporkmann, stellvertretender Vorsitzender des Dachverbandes Nummer gegen Kummer, und erinnerte sich an die Anfänge des Kinder- und Jugendtelefons Düsseldorf „in einem sehr kleinen Büro und Beratungsgesprächen auf dem Flur zwischen Teeküche und Toilette“. Aus diesen kleinen und beschwerlichen Anfängen, übrigens noch 20 Jahre vor gestartet mit der ersten Telefonberatung für Kinder und Jugendliche in Deutschland, hat sich in Düsseldorf ein über 50-köpfiges ehrenamtliches Team entwickelt, das 2022 insgesamt 6.715 Anrufe entgegennahm plus weitere 564 Anrufe im Bereich „Jugendliche beraten Jugendliche“. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Und auf die zum Abschluss der Tagung mit Sekt angestoßen und eine Riesen-Geburtstagstorte, gesponsert von der Konditorei Heinemann, angeschnitten wurde.

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